Referenzen

Denkmäler

Obermüllerhaus

Umweltgerechte Sanierung und Umnutzung eines einfachen Massivhauses in Ziegelbauweise

Ort

Das am südlichen Rand von Leipzig gelegene Gelände ist ländlich geprägt. Der ehemalige Dorfcharakter der ursprünglich slawischen Ansiedlung zeigt sich auch heute noch in der Ortsgestaltung.

Als dominante, abgeschlossene Einheit befindet sich getrennt davon direkt an der Mühlpleiße das Gelände der Dölitzer Wassermühle, eine ehemals vierseitige Hofanlage. Einzig historisch erhalten waren das Mühlengebäude mit jetzigem Wohntrakt und das sog. Obermüllerhaus.

Seit dem Tod des letzten Müllers 1974 wurde das Obermüllerhaus nicht mehr genutzt und war dem Verfall preisgegeben.

Nutzung

Nach der Maueröffnung engagierte sich ein gemeinnütziger Verein für das bis 1990 praktisch ungenutzte Geviert. Es wurde ein Konzept für die Gesamtanlage entwickelt, das für das Obermüllerhaus eine Nutzung als Büro- und Veranstaltungsgebäude vorsah.

Mit der Unterstützung auch durch AB-Maßnahmen wurde das denkmalgeschützte Bauwerk umfassend und unter ökologischen Gesichtspunkten konsequent saniert und mit Büros und einem Veranstaltungsraum versehen.

Besonders hinzuweisen ist auf die vielfältige Umnutzbarkeit der Grundrisse, die selbst die Nutzung als Wohngebäude zuließe. Als Ver- und Entsorgungen sind bereits berücksichtigt.

Auf die konsequente Anwendung umweltorientierter Gedanken sollen nur einige Stichpunkte erwähnt werden:

  • Manteldämmung aus Mineralleichtlehm
  • Dachdämmung mit Zellulosefaser
  • Neue Innenwände mit unterschiedlichen Lehmbautechniken
  • Innenbekleidungen mit Lehmputzen
  • Einbau von Kastenfenstern
  • Holzbalkendecke mit Holzkalkestrich
  • Ausschließlich Verwendung von Naturfarben und Naturölen
  • Einsatz historischer Baustoffe z.B. Spindeltreppe, historische Ziegel, Mühlstein (siehe Foto)

Architektur

Der Erhalt der Kubatur und der großtmögliche Erhalt der Originalsubstanz bestimmen das äußere und innere Bild. Die Kappendecke des alten Stalls gibt dem Veranstaltungsraum ein unverwechselbares Flair.

Der Fassadenrythmus nimmt die Teilung des Wohnteils auf, ohne ihn zu kopieren. Schlepp-dachgauben und ein schmales Oberlichtband lassen genügend Licht ins Dachgeschoß, das hier Büros beherbergt.

Besonderheiten

Durch die Anwendung einer Manteldämmung aus Mineralleichtlehm wird die Tauwassergefahr, d. h. Kondensat in der Außenwand, minimiert. Zudem ist der Dämmstoff feuchteunempfindlich und kann evtl. doch auftretendes Tauwasser kapillar transportieren, so daß die Gefahr einer Durchfeuchtung ausgeschlossen ist.

Wie zu Beginn bereits erwähnt, ist der Träger des Vorhabens ein Verein gewesen, der neben den Kosten auch umweltrelevante Kriterien zugrundegelegt hat. Der Anteil der Eigenleistungen war erheblich und die Übertragbarkeit auf andere Projekte ist unter Berücksichtigung individueller Rahmenbedingungen möglich.

Zudem genoss der Verein den Vorteil, für bestimmte innovative Arbeiten ABM-Kräfte einzu-setzen, von denen sich tatsächlich auch vier Firmen entwickelt haben, die bis zum heutigen Tage arbeiten.