Zur gesunden Architektur

Prinzipien

„Die Architektur ist die Fortsetzung der Natur in ihrer konstruktiven Tätigkeit“
(Karl-Friedrich Schinkel, Architekt, 1781-1841)

Eine gesunde Umwelt ist die Voraussetzung für ein gesundes Leben. Gesundheit ist das höchste Gut, das ich schützen sollte. Das klingt einfach, ist aber nicht leicht zu erreichen Ich muss erst einmal herausfinden, was für mich dauerhaft gesund ist. Dazu brauche ich meine Sinne, meine Wahrnehmungsfähigkeit und meine Empfindsamkeit. Denn nur das, was ich wahr nehme, nehme ich auch ernst. Und ich brauche meinen Kopf, der an das Jetzt und an die Zukunft denkt.

WAS WILL DER ORT?

Als Architekt und Planer gehört natürlich auch einiges an Wissen über Zusammenhänge, Kreisläufe, Baustoffe etc. und,wenn möglich, eigene Erfahrungen dazu. Die Grundlage dafür ist die Achtung vor dem Ort und die Offenheit für die Dinge und die Kräfte, die da sind. Die Bestandsaufnahme ist die Basis jeglicher Planung. Das bezieht sich sowohl auf ein bestehendes Bauwerk als auch auf ein unbebautes Grundstück. Es gilt, den Ort wahrzunehmen, zu erleben, zu spüren.

Ein Ort hat Geschichte, ein Haus hat Geschichte. Die Geschichte ist das Geschichtete. Diese Schichten vorsichtig zu entdecken, ohne sie zu verletzen, ist die erste Aufgabe beim Entwickeln einer Lösung.

WAS WILL DER MENSCH?

Die andere Seite sind die Bauherrn. Sie haben eine Konstitution. Sie haben eine Einstellung und sie haben Vorstellungen und Wünsche. Sie herauszuarbeiten und mit dem Ort in Einklang zu bekommen, ist die zweite große Aufgabe. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Sie äußert sich auch im wohlfühlen.

Das Gebäude ist die dritte Haut. Deshalb sollte sie passen und sich angenehm anfühlen. Licht, Luft, Raum, Gefüge, Farben, Materialien, Funktionen und Anpassungsfähigkeiten beschreiben nur einige der Faktoren, die für gesunde Architektur und Wohlbefinden notwendig sind. Der Umgang und das Spiel mit diesen und weiteren Faktoren bilden Architektur.

Welche Materialien nutzt die gesunde Architektur?

Je mehr ich einen Ausgangsstoff verändere, desto größer sind die Auswirkungen auf die Umwelt.

Auswahl gesunder Dämmstoffe

Schaumglas

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • feuchtebeständig, verrottungssicher
  • nicht gleichzeitig frost- und wasserbeständig
2. Produkte
  • Dämmplatten (auch lastabtragend)
  • Formteile
  • Schotter oder Splitt
3. Anwendungsgebiete
  • Flachdach- und Terrassenisolierung
  • Perimeterdämmung
  • lastabtragende Gründungsdämmung
  • Splitt verdichtet als Fundamentdämmung
4. Inhaltsstoffe
  • Quarzsand, Feldspat, Kalk, Soda, Eisenoxid, Kohlendioxid
  • Bitumen (wenn mit Spezialglasvlies kaschiert)
  • Altglas
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte: ρ = 110 kg/m³ - 165 kg/m³ (bei Platten abhängig von Druckfestigkeit)
  • ρ = 100 kg/m³ - 300 kg/m³ (bei Splitt abhängig von Körnung)
  • Wärmeleitfähigkeit: λ = 0,040 W/mK – 0,055 W/mK (0,060 W/mK bis 0,080 W/mK)
  • Baustoffklasse: A1
  • Wärmekapazität: c = 1,00 kJ/kgK
  • Diffusionswiderstand: Dampfdicht(Platte)-dampfoffen (Schüttung)
  • Druckfestigkeit: β = 0,70 N/mm² bis 1,7 N/mm²
  • β = 0,48 N/mm² bei Dauerlast
6. Ökologische Aspekte
  • mineralische Rohstoffe bzw. Altglas
  • bei Einbau und Nutzung gehen von Schaumglas keine Probleme aus
  • mögliche Risiken bei Verarbeitung mit Bitumen oder Kunstharzen
  • Primärenergiegehalt: 120 – 1054 kWh/m³
  • Rückbau und Wiederverwendung nur möglich wenn lose verlegt
  • Deponierung
  • Recycling gut möglich (z.B. im Straßenbau)

Hanfdämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • keine Langzeiterfahrungen
  • Hanf besitzt aber lange Lebensdauer
2. Produkte
  • Dämmmatten, Dämmplatten
  • Stopfwolle, Dämmzopf
  • Stopfwolle Matte ohne Stützfasern
  • Matte mit Polyesterfaser
3. Anwendungsgebiete
  • Zwischensparrendämmung, Aufsparrendämmung
  • Deckendämmung
  • Dämmung im Holzständerwerk (bei kompletter Dämmung des Gefaches kann auf zusätzliche Befestigung verzichtet werden)
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade
  • Luft-und Trittschallschutz
  • Ausstopfen von Fugen, Schlitzen und Hohlräumen
4. Inhaltsstoffe
  • Hanffasern
  • Wasserglas
  • Polyesterfasern, als Stützfasern und Bindemittel
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte : ρ = 20 - 25 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit : λ = 0,045 W/mK
  • Baustoffklasse : B2
  • Wärmekapazität : k.A.
  • Diffusionswiderstand : µ = 1/2
  • gutes Sorptionsverhalten
6. Ökologische Aspekte
  • nachwachsender und einheimischer Rohstoff
  • anspruchslose Pflanze, keine Düngemittel und Pestizide
  • einjährige Pflanze mit größtem Biomasseertrag
  • Primärenergiegehalt : 50-80 kWh/m³
  • Staubentwicklung bei Herstellung
  • bei Einbau und Nutzung keine Probleme
  • kein Schutz gegen Insekten notwendig
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung, (Kompostierung)

Holzweichfaserdämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • lange Erfahrung
2. Produkte
  • Zwischensparrendämmung, Aufsparrendämmung, Unterdach
  • Deckendämmung
  • Dämmung im Holzständerwerk
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade und als WDVS
  • Luft- und Trittschallschutz
3. Anwendungsgebiete
  • Zwischensparrendämmung, Aufsparrendämmung, Unterdach
  • Deckendämmung
  • Dämmung im Holzständerwerk
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade und als WDVS
  • Luft- und Trittschallschutz
4. Inhaltsstoffe
  • Holz
  • Bitumen
  • Paraffin
  • Alaun
  • Weißleim
  • Polyolefin
  • Ammoniumpolyphosphat
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte : ρ = 45 – 55 bzw. 160 - 270 kg/m³

  • Wärmeleitfähigkeit : λ = 0,040 - 0,050 W/mK

  • Baustoffklasse : B2

  • Wärmekapazität : c = 2,1 kJ/kgK

  • Diffusionswiderstand : μ = 1 bzw. 5 / 7

  • gutes Sorptionsverhalten

6. Ökologische Aspekte
  • nachwachsender und einheimischer Rohstoff
  • Primärenergiegehalt : 165 - 785 kWh/m³
  • Staubentwicklung bei Herstellung und Einbau
  • bei Nutzung keine Probleme (aber auch bituminierte Platten)
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung, (Kompostierung)

Schafwolle

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
2. Produkte
  • Dämmmatten
  • Stopfwolle
3. Anwendungsgebiete
  • Zwischensparrendämmung
    Deckendämmung
    Dämmung im Holzständerwerk (bei kompletter Dämmung des Gefaches kann auf zusätzliche Befestigung verzichtet werden)
    Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade
    Luftschallschutz
4. Inhaltsstoffe
  • Schafwolle
  • Borsalz
  • Polyester-Stützfasern
  • Mottenschutzmittel
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte : ρ = 16 - 25 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit : λ = 0,030 - 0,040 W/mK
  • Baustoffklasse : B2
  • Wärmekapazität : k.A.
  • Diffusionswiderstand : μ = 1/2
  • sehr gutes Sorptionsverhalten
6. Ökologische Aspekte
  • nachwachsender und einheimischer Rohstoff
  • Primärenergiegehalt : 24 kWh/m³ (bei einheimischer Wolle)
  • bei Einbau und Nutzung eventuell gesundheitliche Belastung durch Mottenschutzmittel
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung, (Kompostierung)

Geblähte anorganische Dämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • sehr lange Lebensdauer
2. Produkte
  • Schüttungen
  • Blähton
  • Perlite
  • Blähglas
  • Blähglimmer
  • Blähschliefer
3. Anwendungsgebiete
  • Kerndämmung im Mauerwerk
  • Geschüttete Dämmung im Dachbereich
  • Dämmende Trockenschüttung
  • Leichtzuschläge im Estrich, Beton und Lehm
4. Inhaltsstoffe
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte: ρ = 90 kg/m³ - 300 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit: λ = 0,055 W/mK – 0,160 W/mK
  • Baustoffklasse: A1
  • Wärmekapazität: c = 0,94 kJ/kgK
  • Diffusionswiderstand: μ = 2 – 5
6. Ökologische Aspekte
  • „unendliche“ Ressourcen bzw. Verwendung von Recyclingmaterial
  • Primärenergiegehalt: 230 – 751 kWh/m³
  • Staubentwicklung beim Einbau
  • bei Nutzung keine Probleme
  • Rückbau und Wiederverwendung von Schüttungen möglich
  • Deponierung

Schilfrohrdämmstoffe

1. Allgemein
  • zeitaufwendige Verarbeitung
2. Produkte
  • Dämmplatten
  • Putzträger
3. Anwendungsgebiete
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade und als WDVS
  • Putzträger
  • verlorene, dämmende Schalung
4. Inhaltsstoffe
  • Schilfrohr
  • verzinkter Draht
  • Nylonfaden
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte : ρ = 190 - 220 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit : λ = 0,045 - 0,06 W/mK
  • Baustoffklasse : B2
  • Wärmekapazität : k.A.
  • Diffusionswiderstand : μ = 1/2
6. Ökologische Aspekte
  • nachwachsender und einheimischer Rohstoff
  • bei Einbau und Nutzung keine Probleme
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung, (Kompostierung)
  • Primärenergiegehalt : 5,2 kWh/m³

Korkdämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • verrottungs- und fäulnisfest
2. Produkte
  • Dämmplatten
  • Granulat als Schüttung
3. Anwendungsgebiete
  • Zwischensparrendämmung, Aufsparrendämmung
  • Deckendämmung
  • Dämmung im Holzständerwerk
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade und als WDVS
  • Trittschallschutz
4. Inhaltsstoffe
  • Kork
  • Bitumen
  • Kunstharze
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte : ρ = 100 - 180 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit : λ = 0,035 - 0,05W/mK
  • Baustoffklasse : B2
  • Wärmekapazität : c = 1,67 kJ/kgK
  • Diffusionswiderstand : μ = 5 / 10
  • gutes Sorptionsverhalten
6. Ökologische Aspekte
  • nachwachsender Rohstoff, aber anfangende Übererntung
  • bei Einbau und Nutzung keine Probleme
  • Primärenergiegehalt : 40 - 60 kWh/m³
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung
  • Recycling gut möglich

Kokosdämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • lange Lebensdauer
  • sehr resistent, auch bei lang anhaltender Durchfeuchtung
2. Produkte
  • Dämmmatten, Dämmplatten (verputzbar)
  • Stopfwolle, Dämmzopf
3. Anwendungsgebiete
  • Deckendämmung
  • Dämmung im Holzständerwerk
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade
  • Luft- und Trittschallschutz
  • Ausstopfen von Fugen, Schlitzen und Hohlräumen
4. Inhaltsstoffe
  • Kokosfasern
  • Wasserglas
  • Borax
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte : ρ = 50 - 135 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit : λ = 0,045 W/mK
  • Baustoffklasse : B2
  • Wärmekapazität : c = 2,1 kJ/kgK
  • Diffusionswiderstand : μ = 1/2
  • gutes Sorptionsverhalten
6. Ökologische Aspekte
  • nachwachsender Rohstoff mit ausreichenden Reserven, da Fasernutzung zweitrangig
  • Primärenergiegehalt : 95 kWh/m³
  • bei Einbau und Nutzung keine Probleme
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung

Flachsdämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • keine Langzeiterfahrungen
  • Flachs besitzt aber lange Lebensdauer
2. Produkte
  • Dämmmatten, Dämmplatten
  • Stopfwolle, Dämmzopf
  • Dämmfilze
3. Anwendungsgebiete
  • Zwischensparrendämmung, Aufsparrenndämmung
  • Standardwände, Decken- und Fußbodendämmung
  • Dämmung im Holzständerwerk (bei kompletter Dämmung des Gefaches kann auf zusätzliche Befestigung verzichtet werden)
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade
  • Luft- und Trittschallschutz
  • Ausstopfen von Fugen, Schlitzen und Hohlräumen
4. Inhaltsstoffe
  • Flachsfasern
  • Borsalz
  • Kartoffelstärke
  • Polyesterfasern, als Stützfasern
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte: ρ = 20 – 40 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit: λ = 0,040 W/mK
  • Baustoffklasse: B2
  • Wärmekapazität: k.A.
  • Diffusionswiderstand: μ = 1
  • gutes Sorptionsverhalten
6. Ökologische Aspekte
  • nachwachsender, einheimischer Rohstoff
  • anspruchslose Pflanze, keine Düngemittel und Pestizide
  • Fasern sind Abfälle bei der Textilindustrie
  • Primärenergiegehalt : 50-80 kWh/m³
  • Staubentwicklung bei Herstellung
  • bei Einbau und Nutzung keine Probleme
  • kein Schutz gegen Insekten notwendig
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung, (Kompostierung)

Zellulosedämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • langjährige Erfahrungen
2. Produkte
  • Dämmplatten
  • Einblasdämmung
  • Schüttung
  • Sprühverfahren
3. Anwendungsgebiete
  • Zwischensparrendämmung
  • Deckendämmung
  • Dämmung im Holzständerwerk
  • Außendämmung bei Außenwänden unter vorgehängter Fassade
4. Inhaltsstoffe
  • Zellulose
  • ca. 15% Borax
  • Ligninsulfonat, Tallharz bei Platten
  • Polyolefin
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte : ρ = 35 - 100 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit : λ = 0,040 - 0,045 W/mK
  • Baustoffklasse : B2, B1 (erhöhter Borsalzanteil)
  • Wärmekapazität : c = 1,9 kJ/kgK
  • Diffusionswiderstand : μ = 1
  • gutes Sorptionsverhalten
6. Ökologische Aspekte
  • Produkt als Altpapier
  • Primärenergiegehalt : 70-100 kWh/m³
  • Staubentwicklung bei Herstellung und Einbau
  • bei Einbau und Nutzung keine Probleme
  • Rückbau und Wiederverwendung möglich
  • Deponierung, Verbrennung, (Kompostierung - Borsalzgehalt)

Kalziumsilikatdämmstoffe

1. Allgemein
  • bauaufsichtlich zugelassen
  • auf Grund hoher Kapillarität für Innendämmung geeignet
2. Produkte
  • Brandschutzplatten
  • Innendämmung ohne zusätzliche Dampfbremse
3. Anwendungsgebiete
  • Innendämmung
  • Leibungsdämmung

4. Inhaltsstoffe
  • Kalziumsilikat
  • Zellulose
5. Technische Kennwerte
  • Rohdichte: ρ = 230 kg/m³ - 250 kg/m³
  • Wärmeleitfähigkeit: λ = 0,050 W/mK
  • Baustoffklasse: A1
  • Wärmekapazität: k.A.
  • Diffusionswiderstand: μ = 6,2
  • gutes Sorptionsverhalten
  • pH-Wert ca. 10,5
6. Ökologische Aspekte
  • mineralische und nachwachsende Rohstoffe
  • Primärenergiegehalt : 800-1200 kWh/m³
  • bei Einbau und Nutzung keine Probleme
  • Rückbau und Wiederverwendung nur bedingt möglich
  • Deponierung

Naturbaustoffe