Sanierung eines barocken Fachwerkhauses mit Sockelgeschoß und Mansarddach
Der kleine über 1000 Jahre alte Ort nordöstlich von Halle weist in seinem historischen Teil noch die mittelalterlich geprägte Struktur eines Rundlings auf. Die damaligen Gebäude sind allerdings kaum noch zu erkennen.
Das Gutshaus steht dicht am Zentrum der ehemals runden Anlage direkt an dem noch vorhandenen Park in direkter Nachbarschaft zu der „Alten Brennerei“, die ebenfalls saniert und von gemeinnützigen Verein genutzt wird.
Schon von alters her wurde das Bauwerk als Wohnhaus genutzt. In einem Souterrain-Geschoss waren die untergeordneten Räume. Das ca. 1,60 m herausgehobene „Erdgeschoss“ diente mit großzügigen Räume vermutlich der Repräsentation.
Durch ein breites Treppenhaus gelangt man ins Obergeschoss. Auch hier wurde für den Wohnkomfort eine adäquate Raumgröße verwirklicht, die man in bäuerlichen Häusern kaum findet. Ein später angebauter parkseitiger Wintergarten auf der Ostseite vergrößerte das Erdgeschoss nochmals um einen hellen, temporär nutzbaren Raum mit direktem Zugang zum jetzt öffentlichen Park.
Das Mansardgeschoss war wahrscheinlich früher nur zur Lagerung und für Gesindekammer ausgebaut. Auch für die vorgesehene Sanierung war ein Ausbau zunächst nicht vorgesehen.
Das denkmalgeschützte Objekt ist für Niemberg von hohem gestalterischen Wert. Zwar wurde das ehemals freistehende Bauwerk später mit einem Anbau ohne Verbindung zum Haupthaus versehen, aber der Eindruck des solitären Gebäudes als altes Zentrum ist noch spürbar.
Wie im Barock üblich wurde das Fachwerk des Obergeschosses überputzt, um so den kraftvollen Charakter eines massiven Bauwerkes widerzuspiegeln. Auch die strenge Gliederung der Fenster ist typisch und wurde beibehalten bzw. wiederhergestellt.
Kräftige Farben mit Betonung der Fenstergewände durch Putzfaschen und farblichen Absetzens sowie der später angebaute Wintergarten, der wie die Fenster in dunkelgrün gehalten ist, unterstreichen die Bedeutung des ehemaligen Gutshauses.
Der imposante zweiseitige Treppenaufgang in die „Belle etage“ blieb praktisch unverändert und vermittelt immer noch einen herschaftlichen Gestus.
Das teils durch Holzschädlinge aber auch durch Hausschwamm geschädigte Fachwerk wurde vorsichtig zimmermannsmäßig Instandgesetzt. Die Lehmausfachungen wurden soweit es möglich war beibehalten. Neue Ausfachungen wurden mit Lehmbaustoffen wieder aufgebaut.
Durch den ursprünglichen Verputz des Fachwerkes war eine Außendämmung umsetzbar, die die bauphysikalischen Schwierigkeiten anderer Fachwerkhäuser umgehen konnte. Der Einsatz von Kalkputz außen, Lehmputzen innen und diffusionsoffenen Farben rundet das bauphysikalische und gesunde Sanierungskonzept ab.
Besonderer Wert wurde gelegt auf die Wiederverwendung historischer Baustoffe. Hier sind besonders zu erwähnen:
Verwendung historischer Biberschwänze
Einbau alter Dielen als Bodenbelag
historisches Holz für die Fachwerksanierung
Sorgsame Aufarbeitung des Treppenaufganges
Wiedereinsatz alter Ziegelsteine