Sanierung und Modernisierung eines traditionellen Wellerlehmhauses
Das knapp 200 Jahre zählende Bauwerk aus massivem Strohlehm begrenzte ursprünglich einmal den alten Ort Schkeuditz. Am westlichen Rand grenzt es direkt an den heute noch vorhandenen Friedhof, der durch den alten Baumbestand, seine sanierte Friedhofskapelle und dem üppigen Grün einen hohen Erholungswert besitzt.
Wegen seiner Hanglage einerseits und der Einbindung in die Friedhofsmauer andererseits bildet das Gebäude einen wesentlichen städtebaulichen Abschluß des historischen Dorfes. Von der Friedhofsseite tritt der historische Charakter des Ortsbeginnes noch heute deutlich hervor.
Schon etliche Jahre vor der Maueröffnung wurde das Gebäude nicht mehr genutzt. Es was lage Zeit dem Verfall preisgegeben und wurde von der örtlichen Sanierungsgesellschaft als nicht sanierungsfähig eingestuft. Der Zustand war desolat. Das Gebäude war stark einsturzgefährdet.
Auf der Nordseite hatte das defekte Dach zum Eindringen von Wasser von der Dachfläche auf die Lehmwand geführt. Das Ergebnis waren Auswaschungen und der Einsturz eines Fenstergewölbes.
Der Grundriß ist variabel konzipiert und ermöglicht sowohl die Nutzung des gesamten Gebäudes für eine Familie, als auch die mehrfache Unterteilung in bis zu drei Einheiten. Auf diese Weise wird zum einen der Familienentwicklung (separate Räume – Einliegerwohnung) Rechnung getragen, zum Anderen wird eine spätere Vermietung erleichtert.
Neben den bereits oben genannten Prämissen wird darauf hingewiesen, dass im Innenbereich mit einem Minimum an Wandveränderungen ein flexibler, umnutzbarer, den verschiedenen Anforderungen der Familienentwicklung gerecht werdender Raumzuschnitt erreicht wurde.
Diese minimalen Änderungen spiegeln sich auch in den behutsamen Eingriffen der Außenfassade wider, die dem historischen Vorbild ehrwürdige Achtung entgegenbringt.
Das natürliche Farbenspiel der historischen Ziegel des Sichtmauerwerkes erhebt die Ostfassade zu einem optischen Genuss, der von den Besuchern des friedlichen Grüns erlebt werden kann. Das Wechselspiel zwischen Friedhofsmauer und Ziegelfassade unterstreicht die Lebendigkeit des Materials am Rande des Totenreiches.
Das mächtige, vormals ungenutzte Krüppelwalmdach wird durch jeweils vier Gauben zwischen den ehemaligen Sparrenfeldern aufgelockert und belebt.
Mit diesem Bauvorhaben wurde der Beweis erbracht, dass mit genügend Engagement auch aufgegebene „Ruinen“ mit hohem Anspruch denkmalgerecht und wirtschaftlich zu sanieren sind.
An dieser Stelle wir wieder auf einige Details hingewiesen, die insbesondere dem Erhalt der Originalsubstanz und des ursprünglichen Bildes gebührend Rechnung tragen. Hier seien stichpunktartig erwähnt:
Wiederherstellung der schrägen und teilweise gewölbten Neigungen in Lehm- und Wellertechnik
Restaurierung des Sichtmauerwerkes in historischen Ziegeln an der Ostfassade
Einbau kleiner Dachgauben im Zusammen-spiel mit den Maueröffnungen
Rahmung der Fenster mit dezent abgesetzten Faschen
Geneigt Fensterwölbungen nach vorgefundenen Befunden
Wandsanierungen in Lehmtechnik
Lehmputze im Innenbereich
Verwendung von Naturfarben und –ölen im Innen- und Außenbereich
Umweltgerechte Holzweichfaserplatten als notwendige Außendämmung
Konsequenter Einsatz ökologischer Baustoffe
Strahlungswärme durch Fußleistenheizung
Tatsächliche Baukosten unter Neubaupreis